Rainer Holbe Berichtet über Psi-Erlebnisse von Prominenten
Rainer Holbe
Rainer Holbe
Autor | Journalist | TV-Moderator
Im Hörfunk und im RTL-Radio berichteten zahlreiche Menschen über Engel-Begegnungen, UFO-Sichtungen, Spukerscheinungen und Nahtoderfahrungen. Auch zahlreiche Prominente wie Jürgen Markus, Peter Hofmann und Johannes Mario Simmel bekannten sich zu Begegnungen mit anderen Dimensionen.Rainer Holbe hat die spektakulärsten Berichte für die DAR zusammengefasst.
UNGLAUBLICHE GESCHICHTEN VON PROMINENTEN - TEIL 1
Ein Schmetterling als Todesbote?
Manche der Jungen kennen ihn schon nicht mehr, und doch ist er noch immer einer der ganz Großen in der Glitzerwelt des Kinos. Auf dem Fernsehschirm taucht er manchmal auf wie ein Dinosaurier aus fernen Tagen: groß und schwer und mit sonorer Stimme. Curd Jürgens hat immer Curd Jürgens gespielt. Ein „Raubein“, sagten die Leute. Kollegin Brigitte Bardot nannte ihn den „normannischen Kleiderschrank“.
Wie so oft bei diesen besonderen Menschen gibt es ein öffentliches Bild von ihnen und ein ganz privates. Ich lernte Curd Jürgens als Star kennen, der sich im Laufe unserer Bekanntschaft in einen liebenswerten Menschen verwandelte: verletzbar, sensibel, nachdenklich.
Als er eines Tages auf dem Hof des Luxemburger Funkhauses stand, war er umgeben von Fotografen und Bewunderern. Später, in einem langen Gespräch mit mir im Radiostudio, offenbarte er sich. Seine Seele begann zu schwingen… Er erzählte mir von einem Engel, der von Anbeginn seines Lebens an seiner Seite gewesen ist: „Ich konnte ihn nicht sehen, aber ich fühlte ihn. Nicht immer, denn wer braucht schließlich bei jeder Gelegenheit einen Engel? Das Schöne an ihm war, dass er mich nicht nur aus brenzligen Situationen herausholte, er konnte sich auch mit mir freuen.“ Damals wusste ich von Engeln nur das, was ich in der Bibel gelesen hatte. Natürlich kannte ich die Bilder italienischer und niederländischer Meister, die ihre Engel mit großen Flügeln malten.
Ich hielt sie für Geschöpfe der Phantasie, was sie irgendwie ja auch sind. Wer einen Engel braucht, erschafft ihn sich mit seinen Gedanken. „Stets war ein Engel für mich das Symbol der Sinnlichkeit“, sagte Curd Jürgens. „Nicht umsonst hält man eine schöne, begehrenswerte Frau für einen Engel, der sich nicht selten in einen Teufel verwandelt. Aber wir leben ja in einer Welt der Gegensätze.“ Damals habe ich ihn nicht verstanden. Es war halt eine schöne Geschichte, die er mir da erzählte. „Ich war immer einer, der viel Glück im Leben hatte. Gute und weniger gute Rollen wechselten sich ab, das Geld floss, und es war schön, auf der Welt zu sein. Frauen, fremde Länder, Liebesnächte voller Leidenschaft und Zauber“, schwärmte Jürgens. „Mein Engel war immer dabei. Eines Tages war alles vorbei. Zwar war ich nie ganz ohne Erfolg, doch mein Engel war verschwunden. Ich konnte ihn nicht mehr fühlen.“
Auch ohne Engel war es für Jürgens eine turbulente Zeit. Er spielte Theater in Wien und Salzburg, in Berlin und Paris. Er war „Der Kurier des Zaren“ in Hollywood und der „Schinderhannes“ im Hunsrück. Er war „Des Teufels General“ und „Oberst Strogoff“ und der böse Weltenherrscher bei James Bond. Curd Jürgens, der Tausendsassa: Er heiratete, ließ sich scheiden, heiratete wieder. Er trank aus dem Becher des Lebens ohne Unterlass. In seinem autobiografischen Roman „…und kein bisschen leise“ schreibt er: „Man hat mich gefragt, warum ich den ‚Jedermann’ bei den Salzburger Festspielen so gerne spiele. Wahrheitsgemäß habe ich geantwortet, dass der Jedermann die dumpfe, nostalgische Stimmung meiner Sonntagnachmittage getötete hat.
Besonders im Sommer, wenn man vermeint, inmitten der Behaglichkeit des Urlaubs, in der flirrenden Stille des Sonntagnachmittags das Gelächter der Götter zu hören, die über uns zu Gericht sitzen. Da half kein Buch, kein Gespräch, kein Schach. Anders als die Stille der Nacht. Die einsamen, schlaflosen Nächte nach schweren Drehtagen, aufwühlenden Premieren, endlosen Diskussionen, betäubenden Nachtclubs, herrisch-streitsüchtigen oder zärtlich-besitzergreifenden Umarmungen, Nächte, trunken von Schönheit und ausgekotzter Begierde.
Nächte nach schweigsamen Tagen am Meer, nach Selbstgesprächen zwischen Central Park und Eiffelturm, haben, wenn du nachts allein im Dunkeln liegst, eine andere Stille. Sie bringt Sorgen, weckt Aggressionen, Sehnsüchte, Wutausbrüche, Lächeln und Vertrauen, aber nicht die müde Resignation, das Selbstmitleid des Scheiternden, wie die Stille des Nachmittags.“
Diese Zeilen spiegeln das Bild eines Menschen, von dem nichts in den Skandalblättern steht. Jürgens war einer, der aus dem Vollen schöpfte, aber auch stets dankbar war für jeden Erfolg, für die Freude, die er genoss wie eine gute Rolle.
„Vielleicht habe ich deshalb so viele Frauen gehabt, weil ich immer auf der Suche war nach meinem verlorenen Engel. Ich habe Häuser gebaut und verkauft, viel Geld verdient und wieder ausgegeben, verspielt am Roulette-Tisch. Aber der Engel blieb verschwunden, so sehr ich mich auch nach ihm sehnte“, sagt er an diesem Nachmittag im RTL-Radiostudio. Curd Jürgens lernte Simone kennen, seine große Liebe. Sie heirateten, kauften das Haus in St.-Paul-de-Vence und ein anderes direkt am Strand einer Bahamainsel. Bilder des Glücks gingen um die Welt: ein massiger Mann umarmt seine schöne Frau.
Die Sehnsucht des Menschen
Eines Tages jedoch war sein Engel auf die Erde gekommen. Er hatte den Sehnsüchten des Menschen nicht widerstehen können. Der Engel hieß Mathilda und war eine wunderschöne junge Frau – fünfundzwanzig Jahre alt. Ihr Vater besaß ein Geschäft am Hafen von Alexandria, ihre Mutter war Ungarin, der Bruder hieß Jacques. Ihre schwarzen Haare waren kurz geschnitten, die Haut olivenfarben. „Sie hatte sich ein kompliziertes Leben ausgesucht. Aber sie tat es nur, damit ich sie eines Tages nicht nur ahnen, sondern anfassen, lieben, besitzen konnte“, erzählte Jürgens.
Erst heute begreife ich, dass er wohl recht gehabt hat mit seiner Einschätzung. Schließlich schaffen wir die Welt mit unseren Gedanken, wie Buddha einmal gesagt hat. Und für Jürgens war dieses schöne, erotische Mädchen der verkörperte Engel seiner Kindheit und Jugend, ein wahrgewordener Traum. Es war wie im Film. Nach dem ersten Dinner im Restaurant „Orangerie“ in Paris überfällt er sie mit hundert roten Rosen, Sonjas. Denn die Baccaras sind ihr zu protzig und geruchlos. Sie feiern ihre erste gemeinsame Nacht in der kleinen Wohnung in Paris. Jürgens ist völlig kopflos. Er hätte nie gedacht, dass ein Engel so schön und begehrenswert sein kann. Er nimmt Mathilda mit zu einem Galaempfang des monegassischen Fürstenpaares. Elizabeth Taylors Film „In the Drivers Seat“ wird aufgeführt, in Anwesenheit der Hauptdarstellerin. Das Orchester spielt Gracia Patricias Lieblingslied „Yellow Ribbon Round the Old Oak-Trees“.
Jürgens: “Wir tanzten, ich war glücklich, stolz, ich fühlte mich jung. Die Leute um uns herum blickten auf uns. Die Männer tasteten mit ihren Blicken Mathildas Körper ab. Die Frauen lächelten mir zu, als wollten sie mir sagen: ‚Wir gönnen sie dir.’ Das Leben war hinreißend, und nach unendlich langer Zeit war ich wieder so glücklich, dass ich vergaß, mich selbst zu betrachten. Ich empfand tiefe Dankbarkeit für alle und alles.“
In dieser Nacht nimmt er Mathilda mit in das Haus hoch oben in den Hügeln von Vence. Simone war ausgezogen. Sie hatte die starken Gefühle ihres Mannes für diese junge Frau verstanden.
In seinem Buch erinnert sich Jürgens an einen großen Falter, der zwei Tage und zwei Nächte an der Tür des Hauses geklebt hat. Ein wunderschönes Nachtpfauenauge. „Es kam am späten Nachmittag, und als ich es am nächsten Morgen sah, unverändert, die Riesenaugen auf uns gerichtet, wurde mir angst. Irgendwie erschien mir das wundervolle Insekt wie ein unheilverkündender Bote aus der anderen Welt.“
Das war am 3. Juni. Am folgenden Abend flog er nach Wien; und sie telefonierten. Zum letzten Mal.
Ein Engel kehrt heim
Mathilda kam im gelben Jeep des Schauspielers vom Einkaufen in St. Tropez. Ihre Freundin Michèle saß am Steuer. Irgendwo zwischen St. Maxime und St. Tropez kam das Auto von der Fahrbahn ab. Mathilda fiel auf die Straße. Nur rechts oben an der Stirn hatte sie einen dunklen Fleck. Als sie in den Sarg gehoben wurde, waren ihre Gesichtszüge entspannt und von einem leichten Lächeln geprägt. Der Engel war heimgekehrt…
Curd Jürgens hat diesen Tod nie verwunden. Um sich abzulenken, inszeniert er die Beerdigung. Hundert rote Rosen, Sonjas, so wie damals, als alles begann. Ein kleiner Konvoi macht sich zum Friedhof auf. Im Fond Mathildas Eltern. Ein Hubschrauber hatte das leblose Mädchen zuvor noch in die Klinik nach Nizza geflogen.
„Als man dich in den Operationssaal brachte, warst du bereits tot“, erzählt Jürgens in seinem Erinnerungsbuch. „Dein Leben, das du mir Stück für Stück behutsam in kleinen Kapiteln erzählen wolltest, hat sich davongemacht, von den silbernen Rotoren in den Himmel gepresst, auf Nimmerwiedersehen. Bevor ich es kennenlernen konnte!“
Nach der Beerdigung verteilt Jürgens die Trinkgelder: drei Scheine für die Herren vom Bestattungsinstitut, drei Scheine für die Wärter des Friedhofs. Als er schließlich nach Vence zurückkehrt, sitzt Simone am Swimmingpool. Nach zwei „traurig-vertrauten Tagen“ mit ihr reist er nach Wien, nimmt die Dreharbeiten zum Fernsehfilm „Fräulein Else“ wieder auf. Am Abend fährt er ins Hotel, badet und nimmt eine Mahlzeit zu sich. Allein. Oder doch nicht so allein?
Eine mondhelle Nacht
Zum ersten Mal fühlt er wieder den Engel seiner jungen Jahre. Er ist ganz nah bei ihr und er hört ihre Stimme: Erzähle mir dein Leben! Jürgens beschließt, Mathilda alles zu sagen. Tage darauf fliegt er auf die Bahamas. In dem kleinen, strohgedeckten Bungalow setzt er sich an einen Bambustisch, vor sich eine alte Schreibmaschine.
Im Luxemburger Studio spricht er ganz leise von diesem Erlebnis: „Es war eine mondhelle Nacht, das Meer rauschte. Und in dieses Rauschen hinein hörte ich ihre Stimme. Ich blickte auf einen ledernen Sessel vor mir. Dort saß sie – unsichtbar – mit überkreuzten Beinen und hörte mir zu.“
Im Studio las Jürgens die Passage aus seinem Buch vor, und während ich dem Klang seiner Stimme lauschte, schaute ich durch das Fenster in den herbstlichen Park: „Ich liebe dich, Mathilda. Es war unendlich schön mit dir. Es hätte uns vergönnt sein sollen, noch eine weitere Etage in diesem verdammten Fahrstuhl zu fahren, der zum Himmel oder in die Hölle fährt. Jetzt bist du heimgekehrt. Und doch spüre ich deine Liebe, deine Gedanken, deinen Schutz. Mein geliebter Engel Mathilda!“
Ich habe Curd Jürgens später noch oft getroffen, in meinem Hause in Luxemburg und in Dortmund, als er in der Westfalenhalle den Ehrenlöwen von RTL erhielt. Als er in St.-Paul-de-Vence seine Margie heiratete, war ich zur Hochzeit eingeladen. Es muss ein rauschendes Fest gewesen sein, mit Prominenten wie Caroline von Monaco, Roger Moore, Elton John und der schönen Begum. Drei Tage wurde gefeiert, erzählte mir Hildegard Knef, die nach der großen Party in unserem Radiostudio Station gemacht hatte. Es war das Fest des letzten ungekrönten Sonnenkönigs.
Noch heute bereue ich es, dass ich damals die Einladung kurzfristig abgesagt habe. Ich weiß heute nicht mehr genau warum. Jahre später machte ich Curd Jürgens auf dem Zentralfriedhof von Wien meine Aufwartung, als er bei Sonnenuntergang in einem Ehrengrab der Stadt beerdigt wurde. Danach stand ich noch lange allein an seinem Grab. Er war ein beeindruckender Mensch gewesen, der mit einem Engel gelebt hat und sogar dessen Namen kannte: Mathilda!