DIPLOM-BIOLOGIN
Tina Alexandra Heydenreich
Tina Alexandra Heydenreich
DIPLOM-BIOLOGIN
Neben der Medialität und der Heilung beschäftigt sie sich außerdem intensiv mit verschiedenen Bewusstseinszuständen, Auffassungen von Gott, sowie der Greifbarmachung der Integration unterschiedlicher Wahrheiten in eine absolute.
Was veranlasst Menschen dazu, im Nahrungsspektrum eine bewusste Trennlinie zu ziehen, mittels derer sie potentielle Lebensmittel in „darf“ und „darf nicht“ gegessen werden unterteilen?
Meist verläuft diese Linie genau zwischen Pflanzen und Tieren.
Lebewesen im Vergleich
Manche „Vegetarier“ finden es jedoch auch in Ordnung, im Restaurant Fisch zu bestellen, vor einem Steak schrecken sie jedoch zurück. Überhaupt scheint es bei diesen Menschen eine mehr oder weniger strikte Rangordnung der Tiere zu geben:
Fisch zu essen ist am ehesten in Ordnung, dann kommt Geflügel und zum Schluss offenbar Rind oder Schwein, wobei letzteres oft besonders verpönt ist.
Sogenannte Veganer meiden neben Fleisch auch Milchprodukte und Eier.
Angesichts dieser genannten Ernährungsphilosophien drängen sich mir einige Fragen auf: Auf welcher Grundlage basiert diese genannte Rangordnung? Kann man von einer Wertigkeit sprechen, die zugrundegelegt wird? Wenn ja, wonach bemisst sich in diesem Zusammenhang der Wert eines Lebewesens? Sind Fische weniger wert als Kühe, oder schreien sie einfach nur nicht, so dass das Gewissen des „Vegetariers“ nicht unnötig strapaziert wird? Ist es unmoralischer, einer Kuh die Milch oder einem Huhn die Eier wegzunehmen, als einer Pflanze den Samen und die Früchte?
Haben Pflanzen eine Seele?
Warum wird die Trennlinie bezüglich was gegessen werden kann und was nicht, immer nur zwischen Pflanzen- und Tierreich oder innerhalb des Tierreichs gezogen, nie innerhalb des Pflanzenreichs (jedenfalls mir ist noch niemand begegnet, bei dem es so war). Leiden Tiere grundsätzlich mehr als Pflanzen? Haben Pflanzen eine Seele?
Ich habe bewusst von einer Trennlinie in einem Spektrum und nicht von diskriminierten Gruppen gesprochen.
Ein Spektrum ist in der Naturwissenschaft eine Darstellung von etwas, was auf bestimmte Weise zueinander in Beziehung steht. Je weiter z.B. in einem Lichtspektrum zwei Farben voneinander entfernt liegen, desto unähnlicher sind sie sich bezogen auf ihre Wellenlänge.
Sieht man sich nun die oben genannte, von Vegetariern und Teil-Vegetariern so aufgestellte Rangfolge an, so fällt auf, dass das, was uns Menschen am ähnlichsten ist, eher nicht gegessen werden darf, wohingegen die uns am unähnlichsten Lebewesen, die Pflanzen, problemlos gegessen werden dürfen.
Auch die Tatsache, dass bei Teil-Vegetariern die „Nahrungsgrenze“ immer innerhalb des Tierreichs gezogen wird, zeigt, dass bei dem, was uns am ähnlichsten ist, und wo man daher eine bessere Vorstellung von hat, auch am ehesten Unterschiede gemacht werden. Hier wird ein hoher, ethischer Maßstab angelegt.
Wenn man sich nun alle Lebewesen auf einer Linie vorstellt, am einen Ende der Mensch und am anderen Ende eine einzellige Alge, dann wären diese individuellen „Nahrungsgrenzen“ alle ziemlich nah am Mensch-Ende angesiedelt. Das riesige, breit gefächerte Pflanzenreich hingegen, das sich über einen Großteil der Linie erstrecken würde, wird dann undifferenziert in Einem als „moralisch völlig unbedenklich essbar“ eingestuft.
Diese beschriebene Rangfolge hat im Prinzip, unabhängig von Vegetarismus, jeder Durchschnittseuropäer innewohnen. Oder können Sie sagen, dass es Ihnen egal wäre, ob Sie eine Möhre aus dem Boden rupfen oder eine Kuh töten? Mit Sicherheit nicht.
Diese Empfindungsweise, dass das Fremde gegenüber dem, was einem nahesteht, als weniger gewertet wird, ist völlig normal und gesund, auch innerhalb derselben Spezies. Wen juckt es, wenn im Fernsehen berichtet wird, dass im Orient jährlich tausende von Frauen gesteinigt werden, im Vergleich dazu, wenn das eigene Kind an Krebs erkrankt? Und wie wäre es, wenn es anders wäre, wenn wir diese persönliche Rangordnung nicht hätten?
Im oben genannten Beispiel wäre man völlig hin- und hergerissen, was nun zu tun ist: Schnellstens ein Hilfsprojekt für verfolgte, orientalische Ehefrauen ins Leben rufen, oder sich über Fachkliniken für Onkologie und deren Therapiemethoden erkundigen? Ohne dieses diskriminierende Setzen von Prioritäten wäre der Mensch, zumindest heute und wohl auch noch in Tausenden von Jahren, überhaupt nicht lebensfähig, er würde keine vernünftige Entscheidung treffen können.
Tatsächlich sind mit dieser simplen Erklärung die meisten der oben genannten Fragen schon beantwortet. Wird gewertet? Definitiv ja, auch wenn die meisten Menschen das nicht gerne hören. Der Unterschied zwischen Vegetariern und Nicht-Vegetariern besteht diesbezüglich darin, dass Vegetarier diese Wertung konsequent durchziehen, indem sie nicht essen, was sie auch nicht selbst töten könnten.
Leiden Tiere mehr als Pflanzen?
Eine weitere Frage bezog sich auf den Wahrheitsgehalt der verbreiteten, manchmal ausgesprochenen, oft unausgesprochenen, Behauptung: Tiere leiden mehr als Pflanzen.
Wie kommt es zu dieser Annahme? Hierfür möchte ich Sie bitten, einmal darüber nachzudenken, über welche Sinnesorgane beispielsweise eine Kuh verfügt. Nun werden Sie vielleicht sagen, sie hat Augen, also einen Sehsinn, mit den Ohren kann sie hören, über die Haut tasten, mit der Zunge schmecken und mit der Nase riechen. Was fällt auf? Richtig, beim Menschen ist es im Prinzip dasselbe.
Vielleicht kann die Kuh noch Licht unter 400 oder über 700 nm Wellenlänge wahrnehmen, weil die Rezeptoren in der Netzhaut ein wenig anders aufgebaut sind, vielleicht hören sie, wie es bei Hunden bekannt ist, auch noch einen höheren Frequenzbereich, oder auch einen niedrigeren. Aber im Prinzip haben wir eine recht genaue Vorstellung ihrer Sinnesorgane und wie es ist, diese zu benutzen. Die Möglichkeiten, Schmerz auszudrücken sind ebenfalls ähnlich denen des Menschen. Eine Kuh kann zwar nicht das Gesicht verziehen, aber die Augen verdrehen, herzzerreißend schreien, weglaufen etc., was im Allgemeinen auf Schmerzempfinden und/oder Angst schließen lässt.
Pflanzen nehmen ihre Umwelt besonders fein wahr
Wenn wir uns nun die entferntere Verwandtschaft ansehen, wird es schon schwieriger. Können Sie sich vorstellen, ein Seitenlinienorgan mit Haarsinneszellen als eine Art Tast- / Hörsinnesorgan zu besitzen, wie es Fische haben? Oder wissen Sie, wie sich die Reizung von Elektrorezeptoren wie z.B. der Lorenzinischen Ampullen bei Haien anfühlt und was das in der Praxis bedeutet? Oder einen Impuls über das Axon (verbindender Teil einer Nervenzelle) des Tintenfischs Loligo zu erhalten, das einen wesentlich größeren Durchmesser hat, als das eines Menschen und das zudem noch anders aufgebaut ist?
Bei den Pflanzen wird es nun noch spannender, da sie über kein offen-sichtliches Nervensystem verfügen, wie das ZNS (Zentrales Nervensystem) der „höheren“ Tiere oder das Strickleiternervensystem von z.B. Insekten.
Das bedeutet jedoch nicht, dass sie nicht wahrnehmen. Da Pflanzen mehr oder weniger standortgebunden sind, sind sie darauf angewiesen, ihre Umwelt sogar ganz besonders fein wahrzunehmen.
Mittels komplexer physikalischer und biochemischer Mechanismen reagiert die Pflanze unmittelbar und überaus empfindlich auf Faktoren wie Salzgehalt der Erde, Temperatur, Lichtintensität, CO₂-Konzentration etc., und natürlich auch auf mechanische Reize. Zum Beispiel dienen Pigmente als Lichtrezeptoren, die Schleuderbewegung einer Samenkapsel wird physikalisch durch osmotische Druckänderung ausgelöst, und Phytohormone steuern, auch u.a. abhängig von Außenfaktoren, die Stoffwechselaktivität.
Zudem zeigt die Pflanze auch sogenannte Freie Ortsbewegung, z.B. wächst die Wurzelspitze gezielt einem Bereich der Erde zu, der eine höhere Nährstoff- oder Wasserkonzentration aufweist. Diese gerichtete Bewegung von Pflanzenteilen oder, in speziellen Fällen, der Pflanze selbst, kann auch durch Gravitation oder Berührungsreize gesteuert werden.
Pflanzen sind keine Vegetarier
Pflanzen reagieren auch mit Krümmungs- oder osmotisch bedingten Bewegungen auf Außenfaktoren. Letztere nutzt z.B. die fleischfressende Venusfliegenfalle als Fangmechanismus. Übrigens sind Pflanzen alle keine Vegetarier. Es ist ihnen völlig gleich, ob sie ihre Nährstoffe aus verrottendem Laub, abgestorbenen Mikroorganismen oder einem toten Igel beziehen. Die sogenannten fleischfressenden Pflanzen holen sich nur eine Extraportion Stickstoff und Phosphat, einfach weil diese Stoffe in den entsprechenden Böden rar sind.
Man kann also schon erahnen, Pflanzen sind höchst differenzierte, sensible Wesen, die nicht weniger empfindsam sind als Tiere, aber deren Fähigkeiten mehr im Verborgenen liegen.
Die meines Erachtens nach einzig vernünftige Aussage, die man bezüglich der Frage, ob Tiere mehr leiden als Pflanzen, machen kann ist: Diese Frage ist nicht beantwortbar, weil die Sinnesorgane von Pflanzen und Tieren absolut nicht zu vergleichen sind. Man kann einfach nicht ermessen, wie sich eine Überreizung der empfangenden Elemente als Reaktion auf eine Verletzung anfühlt, oder eine Überschwemmung des Organismus mit einem bestimmten Pflanzenhormon.
Für Naturvölker ist es seit Jahrtausenden eine Selbstverständlichkeit, dass sowohl alle Lebewesen, sowie auch die Elemente Erde (Felsen, Steine,…) Feuer, Wasser (Wolken, Eisberge,…) und Luft beseelt sind.
Unsere „Zivilisation“ ist da etwas schwerfälliger, aber immerhin haben sich bereits in den 60er und 70er Jahren des letzten Jahrhunderts Wissenschaftler und wissenschaftlich denkende Menschen verschiedener Fachrichtungen diesbezüglich mit Pflanzen beschäftigt und sind zu erstaunlichen Ergebnissen gekommen.
Peter Tompkins und Christopher Bird haben die Ergebnisse dieser Forschungen zusammengetragen und ein absolut empfehlenswertes Buch verfasst (Das geheime Leben der Pflanzen – Pflanzen als Lebewesen mit Charakter und Seele und ihre Reaktionen in den physischen und emotionalen Beziehungen zum Menschen, 1973; 26. Auflage 2009, Fischer Verlag).
Versuche zeigen: Pflanzen sind -genau wie Tiere- auch Lebewesen mit Empfindungen
Gemessen wurden die Reaktionen der Pflanzen mittels eines Galvanometers, welches, an einem Blatt befestigt, die Änderung der elektrischen Leitfähigkeit misst, sowie auch anderen zum Teil speziell für diesen Zweck konstruierten Apparaturen.
Offenbar können Pflanzen zum Beispiel telepathisch wahrnehmen, wenn jemand auch nur daran denkt, sie zu verletzen und können das auch von einem vorgetäuschten „daran denken“ unterscheiden. Ein Versuch hat gezeigt, dass eine Pflanze fähig ist, als einzige Zeugin den „Mörder“ einer anderen Pflanze ganz klar zu identifizieren.
Desweiteren hatte sich ein Philodendron zwei Wochen lang schwer beleidigt gezeigt, weil jemand, dem er eigentlich seine Fähigkeiten demonstrieren sollte, beim Hereinkommen gedacht hat, dass seine eigene Pflanze zu Hause ja viel schöner sei.
Die Versuche haben auch ergeben, dass, wenn ein Pflanzenbesitzer irgendwo unterwegs in eine gefährliche Situation gerät, das in derselben Sekunde von seiner Pflanze zu Hause registriert wird. Ebenso merkt sie, wenn er etwas besonders schönes erlebt, z.B. guten Sex hat, oder zärtlich an sie (die Pflanze) denkt.
Durchweg wird deutlich, wie empfindsam eine Pflanze auf die Gedanken und Gefühle anderer Lebewesen reagiert, welch eine liebevolle Bindung eine Pflanze mit ihrem Betreuer eingeht und wie intensiv sie mit ihm mitleidet und sich mit ihm mitfreut…
Wer dieses Buch gelesen hat, wird sich die Frage, ob Pflanzen eine Seele haben, nicht mehr stellen.
Wir müssen nun Lebewesen essen, um zu leben
Mir persönlich stellt sich allerdings die Frage, ob es das an diesbezüglichen Forschungen über Pflanzen eigentlich war – in den 60er und 70er Jahren – und dann nie wieder? Kaum zu glauben. Das Problem liegt natürlich ausschließlich darin, dass Naturwissenschaftler, die sich offen mit so etwas wie Pflanzenpsychologie und Telepathie beschäftigen, sozusagen wissenschaftlichen Selbstmord begehen.
Sie haben dann schlichtweg offiziell „nicht mehr alle Tassen im Schrank“. Traurig, aber wahr. Aber es muss sie doch geben, diese Wissenschaftler mit dem weiten Blick, die sich nicht von ihrer Leidenschaft, hinter die Materie zu sehen, abhalten lassen – in welchen Hinterhof-Laboren, in welchen Schrebergärten betreiben sie ihre Forschungen? Wo, wenn überhaupt, werden diese veröffentlicht?
Ich hoffe, dass ich Ihren Blickwinkel ein wenig erweitern konnte, ohne dass Sie nun verhungern, weil die Kartoffel auf ihrem Teller Sie durch ihre Augen genauso treu ansieht, wie die Kuh auf der Weide.
Wir müssen nunmal Lebewesen essen, um zu leben – irgendjemand hat es so eingerichtet, jemand der wollte, dass wir leben.
Vielleicht kommt es aber gar nicht so sehr darauf an, welche Art von Lebewesen wir essen, sondern darauf, wie viel Respekt wir ihnen erweisen?
Genau das beinhaltet das verstaubt anmutende Tischgebet, auch wenn es heutzutage von Vielen belächelt wird. Aber manchmal bewahrt das Alte eben doch das Gute.