„Das Ego sollte meiner Meinung nach nicht in jeder Situation abgebaut werden“

Dr. med. Rüdiger Dahlke

Dr. med. Rüdiger Dahlke

Fastenarzt, Seminarleiter und Vortragender

Dr. med. Rüdiger Dahlke, Jahrgang 1951, studierte Medizin in München und bildete sich zum Arzt für Naturheilweisen und Psychotherapie fort. Heute ist er Fastenarzt, Seminarleiter und Vortragender. 

Seine Bücher zur Psychosomatik unter Einbezug spiritueller Themen sind Bestseller und liegen in 22 Sprachen vor.

Weitere Infos finden Sie hier: Webseite Dr. med Rüdiger Dahlke

 

„Das Ego sollte meiner Meinung nach nicht in jeder Situation abgebaut werden“

Bedenke, was Du Dir wünschst, es könnte Dir gewährt werden.

Dieter Wiergowski:
Sie meinen, „die Wünsche ans Universum“ funktionieren nicht auf Dauer. Warum nicht?

Dr. Rüdiger Dahlke:
Weil die Rechnung ohne das „Das Schattenprinzip“ gemacht ist. Hinter jeder Bestellung steckt eine Beschwerde. Wenn ich mir Geld wünsche, beschwere ich mich über dessen Mangel, wünsche ich mir den idealen Partner, beschwere ich mich indirekt über die bisherigen diesbezüglichen Flops.
Wir können uns alles bestellen, müssen aber am Ende immer die Rechnung bezahlen, beziehungsweise die Verantwortung tragen. Das ist in jedem Restaurant und Kaufhaus leicht zu lernen.

Dieter Wiergowski:
Ist Wunschlosigkeit wirklich erstrebenswert? Warum?

Dr. Rüdiger Dahlke:
Ich meine nicht, dass es vordergründig um Wunschlosigkeit geht, wir dürfen uns durchaus alles Mögliche wünschen, sollten nur eben die Verantwortung für unsere Wünsche übernehmen. Oder wie es im Osten heißt: Bedenke, was Du Dir wünschst, es könnte Dir gewährt werden.
Aber ganz abgesehen davon, ist ein wunschloser Mensch natürlich ein glücklicher und einer voller offener Wünsche ein relativ unzufriedener.
Wenn wir unser Glück an Wunscherfüllung binden, wird es erfahrungsgemäß nichts damit werden. Wer glaubt glücklich zu werden, wenn er alles bekommt, was er will, wird es schwer haben. Wer dagegen alles will, was er bekommt, wird gleich glücklich sein.

Dieter Wiergowski:
Warum ist das Akzeptieren, wie alles ist, so wichtig?

Dr. Rüdiger Dahlke:
Aus oben erwähntem Grund. Wenn ich im Sinne des „Dein Wille geschehe“ aus dem Vater-unser lebe, und seinen Willen in allem, was ist und geschieht, akzeptiere, kann ich nur glücklich werden.

Dieter Wiergowski:
Sollte der Mensch auch keinen Widerstand vor dem Widerstand haben? Dann wäre ja alles wie gehabt – oder?

Dr. Rüdiger Dahlke:
Gerade habe ich „Das Buch der Widerstände“ geschrieben und diese Woche ist es herausgekommen und zeigt, wie ich an jedem Widerstand wachsen und mich entwickeln kann. Widerstände sind wichtig, sie müssen nur als solche erkannt und genutzt werden. So wie „Krankheit als Symbol“ alle Gesundheitsprobleme deutet und zu Wachstum und Entwicklung nutzt, fasst „Das Buch der Widerstände“ die übrigen Probleme ins Auge und lässt uns daran Lebensaufgaben erkennen und verwirklichen. Also ist Widerstand gegen den Widerstand so ungeschickt wie der gegen Krankheitsbilder.

Dieter Wiergowski:
Bei vielen, so meinen Sie, müssen Krankheitssymptome kommen, um für eine „kreative Ursache“ zu sorgen, die zum Lernen anregt und manchmal auch zwingt. Dies alles, um den „Lehrplan des Lebens“ einzuhalten. Wer hat diesen „Lehrplan“ geschaffen und warum?

Dr. Rüdiger Dahlke:
Die meisten würden darauf wohl mit Gott oder Schicksal antworten und dazu neige ich ebenfalls.

"Zufall ist, was uns gesetzmäßig zufällt."

Dieter Wiergowski:

Es gibt ja sehr viele widersprüchliche Lehrmeinungen von unterschiedlichen „Meistern“. Die eine sagt: „Ich bin verantwortlich für alles, was mir geschieht“. Die andere sagt: „Es kommt alles eh, wie es kommt, ohne meinen Einfluss, auch wenn ich meine, etwas ändern zu können. Es gilt halt alles anzunehmen, wie es ist“. Kann man wirklich sagen, die eine Lehrmeinung ist „richtiger“ als die andere? Selbstbestimmung und Schicksal stehen sich also gegenüber…

Dr. Rüdiger Dahlke:
Der Widerspruch zwischen Determinismus, also Vorherbestimmung, und freiem Willen ist in Wirklichkeit gar keiner – genauso wenig wie der zwischen Karma und Gnade. Es braucht sozusagen das Karmagesetz, um uns reif für die Gnade zu machen. Und wir müssen das Leben vorwärts leben, damit es gelingen kann, können es aber erst rückwirkend verstehen und werden dann sehen, dass viel mehr vorherbestimmt war, als wir uns vorstellen konnten. All das habe ich in „Die Schicksalsgesetze – Spielregeln fürs Leben“ ausführlich erläutert.

Dieter Wiergowski:
Was wäre somit „Zufall“?

Dr. Rüdiger Dahlke:
Zufall ist, was uns gesetzmäßig zufällt.

Dieter Wiergowski:
Warum sollten wir das Ego abbauen, wie viele meinen? Warum nicht, es einfach widerstandslos akzeptieren? Oder wird es durch das Akzeptieren automatisch „abgebaut“?

Dr. Rüdiger Dahlke:
Ich bin gar nicht der Meinung, dass jeder in jeder Situation das Ego abbauen muss. Viele müssten es erst einmal aufbauen, um dann überhaupt etwas zu haben, was sie auf dem Weg opfern können.

Dieter Wiergowski:
Ihr neues Buch „Das Buch der Widerstände“, brandneu erschienen im Arkana-Verlag, ist ein Nachschlagewerk – ähnlich wie „Krankheit als Weg“ (oder als Symbol). Von Problemen angefangen bei „Überheblichkeit“ bis „Eifersucht“, bis hin zur „Kontrolle“ oder „Lustlosigkeit“, findet man Ratschläge in Ihrem neuen Buch. Was wünschen Sie sich von dem neuen Buch?

Dr. Rüdiger Dahlke:
Dass es sich ähnlich wie „Krankheit als Symbol“ im praktischen Leben der Leser bewährt und zum Familien-Nachschlage-Werk wird, so wie es bei Krankheitsbildern heute schon üblich ist. Wer im „Dahlke“ nachschlägt, kann seine Symptome besser einordnen und verstehen. Genauso könnte das „Buch der Widerstände“ das Standard-Nachschlagewerk für die übrigen Probleme werden. So ist es gedacht und die Zeichen stehen günstig. Gestern hat es „Krankheit als Symbol“ bei Amazon vom 1. Platz bei den Ratgebern zur Gesundheit verdrängt.

Dieter Wiergowski:
Ich bedanke mich für das Interview.

Dr. Rüdiger Dahlke:
Gern geschehen!

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